Eine kritische Diskursanalyse rund um Aufstieg und Fall der Wirecard AG anhand der Berichterstattung in deutschen Tageszeitungen

Fachhochschule St. Pölten, masterarbeit 2021, Studiengang Wirtschaft

Das Zahlungsdienstleistungsunternehmen Wirecard galt jahrelang als der Star der deutschen Technologiebranche. Während das Management Jahr für Jahr neue Rekordgewinne vermeldete, eilte auch der Aktienkurs Wirecards von einem Höchststand zum nächsten. Nachdem jedoch bereits zuvor vermehrt Kritik an den Bilanzierungsmethoden des Unternehmens geübt wurde, deckten kritische Journalistinnen und Journalisten im Jahr 2020 den milliardenschweren Bilanzskandal um Wirecard auf. Während beispielsweise die Rolle der Aufsichtsbehörden und der Wirtschaftsprüferinnen und Wirtschaftsprüfer bereits breit diskutiert wurde, wurde jene der Medien in dem Bilanzskandal noch nicht näher beleuchtet. Diese Arbeit setzt sich daher anhand eines multimethodischen Forschungsdesigns mit dem medialen Diskurs rund um Wirecard in deutschen Tageszeitungen auseinander. Dabei wird zudem hinterfragt, inwiefern diese durch kritische und ausgewogene Berichterstattung über das Unternehmen zum öffentlichen Diskurs rund um Wirecard beigetragen haben. Nachdem zunächst eine quantitative Analyse das Ausmaß der Berichterstattung über Wirecard im Untersuchungszeitraum 2015 bis 2020 betrachtet, wird anhand der Methoden der Framing-Analyse und der Critical Discourse Analysis (CDA), der mediale Diskurs um Wirecard und dessen Verlauf beleuchtet. Dabei zeigt sich, dass sich der Diskurs um Wirecard über den Untersuchungszeitraum hinweg stark verändert hat. Während das Unternehmen zu Beginn noch tendenziell positiv in den Medien betrachtet wurde, blickten diese in den beiden Jahren vor dem Bilanzskandal und der Insolvenz weitaus kritischer auf das Unternehmen. Zwar leisteten die untersuchten Tageszeitungen durchaus durch kritische Berichterstattung einen Beitrag zum Diskurs rund um Wirecard. Jedoch zeigen die Ergebnisse dieser Arbeit, dass die untersuchten Medien allgemein eher spät die Kritik an Wirecard in größerem Ausmaß in ihrer Berichterstattung thematisiert haben. Frühe Warnsignale rund um mögliche Ungereimtheiten bei den Bilanzierungsmethoden Wirecards wurden unterdessen nicht ausführlicher behandelt.

For years, the payment services company Wirecard was considered the star of the German technology sector. While the management announced new record profits year after year, Wirecard's share price also rushed from one high to the next. However, after increasing criticism had already been levelled at the company's accounting methods, critical journalists uncovered the billion-dollar accounting scandal surrounding Wirecard in 2020. While the role of the supervisory authorities and auditors, for example, is already widely discussed, the role of the media in the accounting scandal has not yet been examined in detail. This paper therefore uses a multi-method research design to examine the media discourse surrounding Wirecard in German daily newspapers. In this context, it is also questioned to what extent they have contributed to the public discourse surrounding Wirecard through critical and balanced reporting on the company. After a quantitative analysis of the extent of reporting on Wirecard in the period under review from 2015 to 2020, the methods of framing analysis and Critical Discourse Analysis (CDA) are used to examine the media discourse surrounding Wirecard and how it developed. The results suggest that the discourse surrounding Wirecard has changed significantly over the period under review. While the company was still viewed positively in the media at the beginning, the examined newspapers were far more critical of the company in the two years before the accounting scandal and the insolvency of Wirecard. The daily newspapers examined did indeed contribute to the discourse surrounding Wirecard through critical reporting. However, the results of this work show that the media investigated were generally rather late in addressing the criticism of Wirecard to a greater extent in their reporting. Meanwhile, early warning signals concerning possible inconsistencies in Wirecard's accounting methods were not covered in any detail.